Rupert Mayer SJ

Pater Rupert Mayer SJ

Pater Rupert Mayer SJ, der in Stuttgart aufgewachsene Prediger und Seelsorger, gilt als einer der profiliertesten und beharrlichsten Vertreter des katholischen Widerstands gegen das „Dritte Reich“. Er erfährt bis heute große Wertschätzung bei den Männern unseres VKM Diözesanverbandes. Am 3. Mai 1987 wurde Rupert Mayer von Papst Johannes Paul II im Münchner Olympiastadion selig gesprochen.

Stationen seines Lebens

Die Bronzebüste von Pater Rupert Mayer ist an einer Seite blank gescheuert. Zehntausende Hände werden jedes Jahr auf die lebensgetreue Darstellung des Seligen gelegt - von Menschen, die am Grab des Jesuitenpaters Trost in schweren Lebenslagen suchen. Von außen fällt die Wallfahrtsstätte kaum auf. Der Münchner Bürgersaal ist zwar eine Kirche mitten in der Fußgängerzone, aber zwischen Geschäften eingereiht und ohne auffälligen Turm.Trotzdem streben täglich Hunderte zu Pater Rupert Mayer - Großmütter und Enkelkinder, Geschäftsleute mit Aktentaschen, Passanten nach dem Einkaufsbummel. Berühmt wurde der Jesuit wegen seines sozialen Einsatzes und seiner Unbeugsamkeit gegenüber den Nationalsozialisten. Die Krypta der Münchner Bürgersaalkirche ist eine heimliche Hauptattraktion der Landeshauptstadt, nicht für Schaulustige, aber für Beter.

Weit über die Grenzen Bayerns hinaus schätzen die Menschen Mayer als Fürsprecher in vielen Nöten. Am 23. Januar 1876 wurde er in Stuttgart geboren. Am 1. November 1945 starb er in München.

Die Priesterweihe hatte Mayer 1899 in Rottenburg empfangen. Ein Jahr später trat er in den Jesuitenorden ein. Nach seiner Ausbildungszeit war er Volksmissionar in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Das schulte seine Rednergabe. 1912 wurde er Seelsorger für Zuwanderer in München und gründete die Gemeinschaft der "Schwestern von der heiligen Familie" mit.Im Ersten Weltkrieg diente Mayer als Divisionspfarrer. In Rumänien verlor er ein Bein. Als München nach dem Ersten Weltkrieg hungerte, ging der Geistliche hinaus ins Umland nach Ismaning. Dort erbettelte er in einem Winter für die Not leidenden Städter 1580 Zentner Krautköpfe.

In der Zeit zwischen den Weltkriegen war Mayer Präses der Marianischen Männerkongregation. 1925 führte er die Bahnhofsgottesdienste in München ein, um den vielen Reisenden ein geistliches Angebot zu machen. Als die Nazis nach 1933 mit ihrer menschenverachtenden Politik begannen, predigte der Pater gegen den braunen Ungeist. 1935, am "blutigen" Caritas-Sonntag, ging er dazwischen, als eine junge Sammlerin vor der Michaelskirche von einem SA-Mann geschlagen wurde. Der Weltkriegsoffizier Mayer wies den Prügelknaben zurecht, bis er sich verzog. Der streitbare Jesuit trat auch gegen die von den Nazi-Machthabern betriebene "Entchristlichung" der Schulen auf. Er wurde bespitzelt, vorgeladen und verwarnt. Wegen "staatsschädigenden Redens" erhielt der "Hetzpater" Redeverbot "für das ganze Reichsgebiet".

Ein Sondergericht verurteilte Mayer 1937 wegen "heimtückischer Angriffe auf Partei und Staat" und "Kanzelmissbrauchs". Am 3. November 1939 wurde er erneut verhaftet, weil er das Beichtgeheimnis gegenüber der Gestapo nicht preisgeben wollte. Der Jesuit saß im Gefängnis und im Konzentrationslager. Acht Monate später kam er wegen seiner angegriffenen Gesundheit ins oberbayerische Benediktinerkloster Ettal. Die Nazis hätten für den Fall seines Todes im Konzentrationslager Aufruhr unter den Katholiken befürchten müssen. In Ettal war Rupert Mayer bis Kriegsende zum Schweigen verurteilt. Trotz schwindender Kräfte kehrte er danach in das zerstörte München zurück, um bis zu seinem Tod zu helfen.

Im Vorraum der Bürgersaalkirche sind Zeugnisse aus dem Leben des Paters zu sehen. Fotos, die den jungen, selbstbewussten Jesuiten zeigen. Sein breitkrempiger schwarzer Hut und sein Orden aus dem Ersten Weltkrieg werden gezeigt, ebenso das Bild, auf dem Mayer mit Sammelbüchse und Gehstock für die Caritas in München unterwegs ist. Kein Weichling war der Pater, berichten Zeitzeugen, sondern ein knorriger Bursche. "Er ist nie umgefallen", sagen die Jesuiten über ihn. Tatsächlich blieb er sterbend am Altar stehen.

Lebensdaten

  • 23. Januar 1876 Geboren in Stuttgart
  • 1894 - 1898 Studium der Theologie an den Universitäten Freiburg/Schweiz, München und Tübingen
  • 2. Mai 1899 Priesterweihe in Rottenburg
  • 1. Oktober 1900 Beginn des Noviziats in der Gesellschaft Jesu
  • 1906 - 1911 Volksmissionar in Holland, Deutschland, Österreich, Schweiz1912 Seelsorger für "Zuwanderer" in München
  • 1914 Mitbegründer der "Schwestern von der Heiligen Familie"
  • 1914 - 1917 Soldatenseelsorger
  • 30. Dezember 1916 Schwere Verwundung im Sultatal, Amputation des linken Beines
  • 1921 Präses Marianischen Männerkongregation in München
  • 1933 - 1938 Er verteidigt in mutigen Predigten die Kirche gegen die wachsenden Angriffe des Nationalsozialismus
  • 1937 Erste Verhaftung in München und Redeverbot für das ganze Reichsgebiet, außer in St. Michael
  • 5. Januar 1938 Erneute Verhaftung in München
  • 15. Januar - 3.Mai 1938 Gefängnis in Landsberg
  • 3. Mai 1939 Verhaftung in München
  • 23. Dezember 1939 bis 7. August 1940 KZ Sachsenhausen
  • 8. August 1940 bis Kriegsende Zwangsinternierung im Kloster Ettal
  • 6.August 1945 Aufruf zu Werken des Friedens und zur Mitarbeit am Neuaufbau1.
  • November 1945 Gestorben in München. Am Morgen des Allerheiligentages wird er während der Feier der heiligen Messe in der Kreuzkapelle vom Schlag ereilt.
  • 3. Mai 1987 Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. im Olympiastadion in München. Als kirchlicher Gedenktag des Seligen wird der 3. November bestimmt.

Sein Lieblingsgebet

Sein Lieblingsgebet

Dieses Gebet bekam Rupert Mayer während seiner Haft 1939 von unbekannter Quelle geschenkt. Es bringt das Gottvertrauen in schwerer Zeit zum Ausdruck.

Herr, wie du willst, soll mir gescheh`n,
und wie du willst, so will ich geh'n,
hilf deinen Willen nur versteh'n.

Herr, wann du willst, dann ist es Zeit,
und wann du willst, bin ich bereit
heut und in alle Ewigkeit.

Herr, was du willst, das nehm' ich hin,
und was du willst, ist mir Gewinn,
genug, dass ich dein Eigen bin.

Herr, weil du's willst, drum ist es gut,
und weil du's willst, drum hab ich Mut.
Mein Herz in deinen Händen ruht.